Über uns – ABC-A³

Die Gruppe „Anarchist Black Cross – Agitation And Action“ versteht sich als anarchistische Gruppe. Anarchismus (abgeleitet aus dem griechischen „Herrschaftslosigkeit“) bedeutet für uns die Aufhebung hierarchischer Strukturen – bis hin zur Auflösung staatlicher Organisiertheit der menschlichen Gesellschaft. Im Mittelpunkt stehen Solidarität¹, Freiheit, freie Entfaltung, Selbstbestimmung, Gleichberechtigung, Verwirklichung der Individuen, kollektive Selbstverwaltung und -organisierung für ein nachhaltiges Leben.

Wir sind antinational² eingestellt und solidarisch mit radikal linken, anarchistischen und/oder emanzipatorischen Strukturen und Bewegungen. Wir sehen uns als Teil dieser Bewegungen. Die Gruppe verfolgt einen pro-egalitären Anspruch, was für uns konkret die soziale und politische Gleichberechtigung aller bedeutet. Daraus ergibt sich, dass Entscheidungen im Konsens³ getroffen werden, welcher statisch und somit jederzeit neu verhandelbar ist. Wir werden aktiv gegen bestehende Hierarchien inner- und außerhalb unserer Gruppe ankämpfen. Teil dieses Kampfes ist auch eine gleichberechtigte Teilhabe verschiedener gesamtgesellschaftlich unterdrückter Individuen (sei es definiert über Geschlecht, Aussehen, sozialer Teilhabe in der Gesellschaft oder sonstiger auf Konstrukten basierender Ungerechtigkeiten.) Hieraus ergibt sich der aktive Kampf gegen Sexismus⁴, Rassismus⁵, Antisemitismus⁶, Nationalismus⁷, Lookismus⁸, Klassismus⁹, Kapitalismus¹⁰, Fundamentalismus/Esotherik und Verschwörungsideologien¹¹, die Ausbeutung menschlicher und nichtmenschlicher Tiere¹², sowie gegen faschistische Einstellungen¹³ und deren mörderische und vernichtende Konsequenzen, Ageism14 und Mentalismus15. Dabei verfolgen wir einen intersekionalen16 Ansatz.

Aus unserer politischen Ausrichtung heraus ergeben sich unsere täglichen Kämpfe. Ein Schwerpunkt dieser Gruppe ist die Beleuchtung von Repression und Knästen aus einer anarchistischen Perspektive. So wollen Wir emanzipatorische Wege aufzeigen, wie eine Gesellschaft frei von Repression und Unterdrückungsmechanismen funktionieren kann. Dies erreichen wir z.B. über themenbezogene Veranstaltungen, Texte und Veröffentlichungen. Auch praktisch wollen wir uns dem Thema stellen und Antiknastarbeit betreiben, wo andere Antirepressionsstrukturen sie nicht leisten können oder wollen. 

Trotzdessen, dass Antirepression ein Schwerpunkt ist, wollen wir uns auch darüber hinaus radikal kritisch äußern und anarchistische Akzente in einer Welt setzen, die nichts als die Herrschaft des Kapitals kennt. Wir wollen außerdem Netzwerk und Solidaritätsarbeit mit bestehenden anarchistischen und emanzipatorischen Bewegungen vorrantreiben und praktisch leben. 

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¹Solidarität: eigene Bedürfnisse nicht vor die anderer stellen; Ideen, Ziele und Bedürfnisse Verbündeter zu unterstützen, sich für gemeinsame Werte einsetzen

²antinational: wider der Konstrukte von Grenzen und Nationen
 
³Konsens: Als Konsens verstehen wir den Prozess der Entscheidungsfindung zu einer bestimmten Frage mit dem Resultat einer gemeinsamen Übereinstimmung in der Entscheidung aller beteiligten Personen, ohne verdeckten oder offenen Widerspruch durch z.B. vorhandene Machtstrukturen und Ungleichheiten. Ein wirklicher Konsens ist unter den Bedingungen und Auswirkungen der existierenden gesellschaftlichen Zustände nahezu unmöglich realisierbar und damit eher als Ideal verständlich. Wir sind trotz der Widersprüche bemüht unsere Entscheidungen bestmöglich im Konsens zu treffen.

⁴Sexismus: Die gesellschaftliche und individuelle Konsequenz aus Vorurteilen verbunden mit Macht, welche einem Geschlecht strukturell gegeben ist. In der uns umgebenden Mehrheitsgesellschaft besitzt das als „männlich“ wahrgenommene Geschlecht gegenüber anderen Geschlechtern Privilegien. Das hat die Diskriminierung nicht-männlicher Geschlechter aufgrund von Gender (sozialem Geschlecht) sowie durch Einstellungen, Stereotypen und gesellschaftlichen Strukturen zur Folge, welche die Aufrechterhaltung der männlichen Vormachtstellung zulassen und begünstigen.

⁵Rassismus: Ist die Ideologie, dass Menschen einer natürlichen Ordnung unterliegen, die ihnen Fähigkeiten, Verhaltensweisen und soziale Positionen innerhalb der menschlichen Gesellschaft zuschreibt. Die Position des Menschen in dieser Ordnung ist von Geburt an fest und genetisch fixiert, d.h. sie wird vererbt und ein Handeln gegen diese Ordnung ist nicht möglich (Mensch kann sich nicht ändern). Viele Rassist*innen sind der überzeugung, dass diese Ordnung sich in menschlichen Rassen wiederspiegelt. Kommt es zum Gentransfer zwischen zwei „unterschiedlichen Rassen“, kann es aus Sicht der Rassist*innen nur zu einer Verminderung der Qualität des Genpools kommen. Vorallem durch die neue Rechte wurde der Ethnopluralismus eingeführt, um den negativ konjutierten Rassebegriff zu vermeiden. Hierbei wird die vermeintliche Kultur eines Volkes in den Vordergrund gestellt, die sich auf Jahrhunderte alte Traditionen bezieht, diese Traditionen müssen bewahrt werden und andere Kulturen würden diese Kultur zerstören. Hierbei wird „die Rasse zu einer Ethnie gemacht und der Genpool zur Kultur.

⁶Antisemitismus: Ist die Diskriminierung von Jüd*innen. Antisemitismus weist viele Gesichter auf, getarnt als Verschwörungstheorien, verkürzter Kapitalismuskritik bis hin zu offenen Vernichtungsabsichten. Im Unterschied zum Rassismus werden die Jüd*innen nicht als minderwertig und archaisch, sondern als hinterlistige Manipulator*innen, die das Weltgeschehen lenken, dagestellt. Jüd*innen wird in dieser Ideolgie die Macht und das Bestreben alles aus dem Hintergrund zu kontrollieren und dadurch die Unfreiheit aller nicht-Jüd*innen zu erzwingen zugeschrieben. Aufgrund ihrer zugeschriebenen geistigen Überlegenheit und Kontrolle über die Menschheit, lassen sich Jüd*innen nicht versklaven, daraus folgt als letzte Konsequenz die totale Vernichtung von Jüd*innen. Der Irrglauben, dass Jüd*innen alles kontrollieren findet sich in allen Religionen, politischen Strömungen und gesellschaftlichen Schichten wieder. Aktuell wird Antisemitismus immer häufiger als „Antizionismus“ getarnt. Auch die Dämonisierung, Anwendung von doppelten Standarts und Delegetimierung von z.B. Israel ist eine Form des Antisemitismus.

⁷Nationalismus: Nationalismus ist eine Ideologie, welche die Identifikation einzelner Individuen mit einer Nation mit definierten, jedoch nicht immer existenten Grenzen in den Mittelpunkt stellt. Angehörige einer Nation befinden sich in einer imaginierten Schicksalsgemeinschaft, die auch mit dem Begriff Volk gefasst wird. Die Begriffe Volk und Nation sind historisch und gesellschaftlich eng miteinander verknüpft.

⁸Lookism: Lookism ist die Diskriminierung von Individuen aufgrund deren äußeren Erscheinungsbildes. Der Begriff benennt den Mechanismus der Hierarchisierung von Individuen auf der Basis von Körpermerkmalen, die  positiv oder negativ bewertet werden und somit den Wert des Individuums steigern oder mindern. 

⁹Klassismus: Die Diskriminierung aufgrund von sozialer Herkunft oder/und der sozialen Position in der Gesellschaft. Sie wirkt meistens von „oben nach unten“, das heißt Schichten, die mehr Privilegien haben unterdrücken gesellschaftlich definierte vermeintliche Unterschichten mit weniger Privilegien. Darunter fällt die Feindselig­keit gegen alle, die nicht ins Idealbild einer kapitalistischen Leistungsgesellschaft passen. Ausgrenzung und Erniedrigung von Be­troffenen gilt als Versuch, den eigenen bedrohten Status zu schützen, und die eigene Nützlichkeit zu untermauern. Die gesellschaftlichen Ursachen von Massenarmut werden somit unterschlagen und der soziale Ausschluss wird als selbstverschuldet dargestellt.

¹⁰Kapitalismus: Die Wirtschafts- und Gesellschaftsform in der wir uns aktuell befinden. Sie basiert auf dem Wertesystem des Geldes, die Verwertungslogik basierend auf diesem, Profitmaximierung und das Privateigentum an Produktionsmitteln. Auch all die anderen autoritären Herrschaftssysteme (Diktaturen, Feudalismus, Stalinismus, Trotzkismus, Leninismus etc.),lehnen wir ab.

¹¹Fundamentalismus/Esoterik und Verschwörungsideologien: Fundamentalismus ist eine Überzeugung oder eine Geisteshaltung einer sozialen Bewegung, die ihre Interpretation einer inhaltlichen Grundlage als einzig wahr annimmt und wird durch eine stark polarisierte Auslegung einer Letztbegründung umgesetzt. Der Begriff Verschwörungstheorie meint, dass eine bestimmte Gruppe konspirative Geschehnisse plant und/oder durchführt. Die Ideologie verfestigt diese in ein fundamentalistisches Weltbild. Wir sehen fundamentalistisch vertretende Verschwörungstheorien, religiöse oder esoterische Einstellungen, die andere Lebewesen diskriminieren und als Ideologiekit dienlich sind (also dazu genutzt werden, um z.B. eine fundierte Kapitalismuskritik zu verhindern) als problematisch und unemanzipatorisch.

¹²Ausbeutung menschlicher und nichtmenschlicher Tiere: Wie die ausbeuterische Verwertungslogik nicht vor der Speziesgrenze halt macht, hört unsere Solidarität auch nicht bei dieser auf. Wir sehen konstruierte Speziesgrenzen nicht als Grund an, uns über andere Tiere zu stellen und bekämpfen auch diese Hierarchieebene.

¹³faschistische Einstellungen: Faschismus bezeichnet ein diktatorisches, nationalistisches Führungsprinzip. Es gibt für diesen Begriff keine einheitliche Definition. Faschistische Einstellungen beinhalten u.a. totalitären Parlamentarismus, Militarismus, Straßenterror, Personenkult, die Gleichschaltung der Menschen, also die Einschränkung aller freien Lebensbereiche.       

14Der Ausdruck Ageism bezeichnet eine soziale und ökonomische Benachteiligung von Einzelpersonen oder von Personengruppen aufgrund ihres (gelesenen/wahrgenommenen-) Lebensalters. Hierbei wird Alter oft mit Erfahrung, Wissen, Kompetenz und körperlicher Fitness gleichgesetzt. Den Betroffenen wird es im Falle einer Diskriminierung erschwert bzw verunmöglicht, in gleichberechtigter Art und Weise an (politischer-) Arbeit und an gesellschaftlichen Zusammenhängen teilnehmen zu können. 

15Mentalismus (auch als Sanismus bezeichnet) ist die Form der Unterdrückung von Menschen aufgrund ihres mutmaßlichen oder/und zugeschriebenen mentalen Typs (z.B. ADHS, bipolare oder Schizophrenie), ihrer mentalen Handlung (z. B. Stottern oder Tourette-Syndrom), vermeintlichen Intelligenz oder Neurologie (z.B. neurotypisch oder divers). Insbesondere betroffen sind Menschen, deren Verhalten (abweichend der von der Mehrheitsgesellschaft festgesetzten Norm) patologisiert/diagnostiziert, also als krankhaft (psychische Störung) stigmatisiert wird.

16Intersektionalität bezeichnet die Verschränkung verschiedener Ungleichheit, Macht- und Herrschaftsverhältnisse. Die Theorie will das Zusammenwirken verschiedener Formen der Diskriminierung in den Fokus nehmen. Sie nimmt Bezug auf die mehrdimensionalen Diskriminierungen, welche untereinander in Wechselwirkungen stehen und ineinander verschränkt sind. Mittlerweile wird als Weiterentwicklung dessen auch der Begriff Inderpendenz genutzt, um die wechselseitigen Abhängigkeiten zu betonen.